Die Bağlama

Im Zuge der Arbeitsmigration hat die Langhalslaute Bağlama (Saz) seit den 1960er Jahren in verschiedenen europäischen Ländern Eingang gefunden. Sie ist selbstverständlicher Bestandteil der Einwanderer-Kulturen und ihrer Freunde bei Festen und in Konzerten. Allmählich entstanden in Deutschland private Bağlama-Schulen, doch zunehmend wird das Instrument auch an kommunalen und städtischen Musikschulen unterrichtet. Im Jahr 2000 kamen in Köln sensationell 1.246 Bağlama-Spieler/innen zu einem gigantischen Konzert zusammen, das 2002 ins „Guinness-Buch der Rekorde“ einging.

Das musikalische Spektrum der Bağlama in Deutschland entwickelt(e) sich durch neue Einflüsse, z.B. aus Pop/Rock, Jazz oder Klassik, permanent weiter. So entstehen neue Arrangements auch für interkulturelle Ensembles sowie spezielle Kompositionen für Bağlama-Solo. Heute ist die Bağlama in einer wachsenden Zahl von Bundesländern fester Bestandteil beim Wettbewerb „Jugend musiziert“, der 2015 erstmalig auch auf der Bundesebene ausgetragen wird. Neuerdings kann man mit Bağlama als Hauptinstrument an der Universität der Künste (UdK) in Berlin ein Studium für das Lehramt Musik aufnehmen. Ab dem Wintersemester 2015/16 ist auch in Mannheim ein Studium mit Hauptfach Bağlama an der Popakademie Baden-Württemberg im Studiengang Weltmusik möglich.

Ursprünglich wurde das Instrument von Bauern, Nomaden und umherziehenden Dichtersängern (Ozan/Âşık) zur Liedbegleitung gespielt. Ab den 1930er Jahren begann in der Türkei die Erforschung des Instruments (so u.a. von Béla Bartók) und erfuhr damit eine Aufwertung und seine beginnende Institutionalisierung. Seit Mitte der 1970er ist ein Bağlama-Studium in der Türkei möglich. Damit entwickelte sich die Bağlama immer mehr auch zu einem Soloinstrument mit zunehmend virtuoseren Spieltechniken und ausgesprochen künstlerischem Anspruch.